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"Unsere" Lambach-Pumpe in Marienheide |
Stand: 01.03.2014 |
Unser ganz großes Ziel war von Anfang an, eine funktionsbereite Lambach-Pumpe in Marienheide nahe dem Ort ihrer
Herstellung aufzustellen als technisches Denkmal und, soweit möglich, zur Vorführung. Fast jeder in Marienheide hatte
schon einmal was von den legendären Lambach-Pumpen gehört, dass sie in Marienheide hergestellt wurden, und dass sie keine Fremdenergie
wie Elektrizität oder Treibstoffe brauchten. Aber kaum jemand konnte sich etwas darunter vorstellen. Wie sahen die
Pumpen aus? Wie funktionierten sie? Warum werden sie nicht mehr hergestellt?
An vielen Orten, die von solchen Pumpen über Jahrzehnte mit Trinkwasser versorgt worden waren, wurden sie nach
ihrer Stilllegung restauriert und ausgestellt. Nur ausgerechnet in Marienheide, am Ort ihrer Entstehung nicht. Das wollten
wir ändern.
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26.06.2010: Die Lambach-Pumpe L380 in ihrem Pumpenhaus im Halstenbachtal bei Wiehl-Pergenroth vor der Demontage. Nach all den Jahren seit ihrer Stilllegung ist nicht
mehr viel übrig von ihr. Fast alle Stahlteile sind weggerostet und die Gussteile sind teilweise stark beschädigt. |
28.06.2010: Die Pumpe steht auf einem Parkplatz der Firma August Rüggeberg, die der Arbeitsgemeinschaft eine derzeit leerstehende Werkshalle als Werkstatt zur Verfügung stellt. |
Im Juni 2010 kamen wir in den Besitz einer Lambach-Pumpe L380, Baujahr 1911. Sie stand noch in ihrem Pumpenhaus bei der
Ortschaft Wiehl-Pergenroth, von wo sie Marienhagen (seit 1975 Stadtteil von Wiehl) mit Trinkwasser versorgt hatte. Im November 1994 war sie
unter Denkmalschutz gestellt worden. Sie wurde uns als bewegliches Denkmal überlassen. |
Die Pumpe war in einem erbärmlichen Zustand. Sie war nach unserem heutigen Wissen bereits 1938 stillgelegt worden, in über 70 Jahren Stillstand
in Wasser und Schlamm hatte sie extrem gelitten. Einige Gussteile waren durch Frost geplatzt. Die Stahlteile waren nur noch in Fragmenten
vorhanden oder fehlten ganz, sie waren vermutlich "weggekommen" oder einfach weggerostet.
Kurzum: sie war die am schlechtesten erhaltene Lambach-Pumpe, die wir jemals zu Gesicht bekommen haben, und wir
haben viele gesehen. Eine echte Herausforderung, die ohne die Kenntnisse von Erich Soßna, die Arbeit kompetenter Fachleute und die Unterstützung
durch die Firma Rüggeberg niemals zu bewältigen gewesen wäre. |
19.05.2011: Die restaurierten und rekonstruierten Teile der Lambach-Pumpe L380 aus Pergenroth liegen in der Werkstatt bereit zum
Zusammenbau. Davor von links nach rechts Norbert Feldhoff, Karl-Heinz Warzok und Karl Oberwinter, davor sitzend
Meister Erich Soßna, der in seinen frühen Berufsjahren zwischen 1946 und 1961 als Mitarbeiter
der Maschinenfabrik Lambach noch selbst Lambach-Pumpen gebaut und repariert hat. |
15.12.2011: Die Pumpe ist fast fertig montiert. Da sie zum Transport und Einbau ins Pumpenhaus noch einmal zerlegt werden muss, wurden einige Teile, wie z.B. die
Stopfbüchsenpackungen, noch nicht eingebaut. |
Im Dezember 2011 war die Pumpe komplett restauriert. Und nicht nur das – ein Pumpenhaus nahe dem Wanderweg durch das Tal der Wupper war auch
gefunden. Die Firma Rüggeberg, die schon so viel für die Restaurierung getan hat, hat uns auch das zur Verfügung
gestellt. Es ist noch ein wenig älter als die Pumpe, es war um 1895 von der Reichsbahn errichtet worden. Hier wurde Wasser
aus der Wipper (so heißt die Wupper von der Quelle in Marienheide-Börlinghausen bis zur Stadt Wipperfürth) entnommen und zum etwa 1 km entfernten Wasserturm gepumpt,
der nördlich der Eisenbahnbrücke im Ortszentrum von Marienheide zwischen den Gleisen Richtung Hagen und Richtung Remscheid
stand. Das Wasser wurde zur Betankung der Dampflokomotiven gebraucht, die Tankstation lag auf der dem Bahnhof zugewandten Seite der Brücke
am Ende des mittleren Bahnsteigs. |
Anfang der 1950er Jahre wurden die Tankvorrichtung und der Wasserturm abgebaut. Die Firma Rüggeberg übernahm das Pumpenhaus und versorgte
den Betrieb von hier aus mit Brauchwasser. Inzwischen war die Brauchwassergewinnung umgestellt worden, und das schöne Pumpenhaus aus der
Jugendstilzeit konnte renoviert und umgebaut werden für die Aufnahme der Lambach-Pumpe. Es steht an der Wipper, nur wenige Meter entfernt von der ehemaligen
Maschinenfabrik Gottlieb Lambach, wo die Pumpe vor über hundert Jahren entstanden war, noch zu Lebzeiten ihres Erfinders, kurz nach der Übernahme
des Unternehmens durch seinen Sohn Wilhelm Lambach senior. |
Der Ausschnitt aus einer Ansichtskarte von etwa 1940 zeigt u.a. den Wasserturm in der Gabelung der Bahngleise Richtung Wipperfürth/Remscheid und Meinerzhagen/Hagen.
Der Wasserturm wurde von der Pumpstation an der Wipper mit Wasser versorgt, aber nicht mit einer Lambach-Pumpe. Die gab es um 1890 noch nicht. |
Das Pumpenhaus mit der vorführbereiten Lambach-Pumpe L380 Anfang Dezember 2012. Die meisten Pumpenhäuser waren nicht so ansehnlich wie dieses. Sie wurden
üblicherweise in einen Hang hinein gebaut und lagen deshalb mehr unter als über der Erde. Was auch große Vorteile hatte; Lambach-Pumpen sind
auch in langen Frostperioden nicht eingefroren. |
Die Restauration der Pumpe war bereits Ende 2011 weitgehend abgeschlossen. Im September 2012 war auch das Pumpenhaus soweit
fertiggestellt, dass die Pumpe in der Werkstatt demontiert, ins Pumpenhaus transportiert und dort aufgebaut werden konnte.
Am 31. Oktober 2012 war es dann soweit. Sie war genau so instandgesetzt worden, wie es zu Lambachs Zeiten geschehen wäre, und deshalb waren sich die Beteiligten völlig sicher, dass
sie funktionieren würde. Erich Soßna, Karl-Heinz Warzok und Norbert Feldhoff öffneten das Ventil. Das Wasser strömte ein und die 101 Jahre alte Pumpe lief so selbstverständlich, als
hätte sie nicht dutzende Jahre stillgestanden.
Wie jede Lambach-Pumpe musste sie entlüftet und noch ein wenig justiert werden. Zu Beginn störte noch die Inkrustation in der uralten Wasser-Zuleitung von über 650 m Länge, die sich in
etlichen Jahrzehnten ihres Betriebes und vor allem in weiteren Jahrzehnten nach ihrer Stilllegung gebildet hatte. Sie machte sich durch Druckabfall und Druckschläge bemerkbar. Aber
während relativ kurzer Betriebszeit spülte sie sich einigermaßen frei.
Die Pumpe könnte das Wasser etwa 130 m hoch fördern. Jahrzehntelang, 24 Stunden am Tag, Sommer und Winter – für ein bisschen Schmieröl und Fett und ab und zu neue Dichtungen. Sie läuft,
sobald das Ventil geöffnet wird. Sie muss nur nach jedem neuen Start mehrmals entlüftet werden. Schließlich ist sie konzipiert für Dauerbetrieb, der hier leider nicht möglich ist. |
Die restaurierte Pumpe L380 kurz vor dem Einbau in das Pumpenhaus (Foto: Klaus Stange) |
Als im April 2013 der elend lange Winter endlich vorbei war, wurde wochenlang bei scheußlich kaltem Regenwetter die Umlage um das Pumpenhaus herum geebnet, befestigt und bepflanzt. Außerdem
wurde das Dach des Pumpenhauses vollständig erneuert durch einen ortsansässigen Fachbetrieb, der auch den größten Teil der Kosten übernahm.
Am 25.05.2013 wurde die Anlage den Vereinsmitgliedern vorgestellt und vorgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurden zugleich neue Mitglieder aufgenommen.
Marienheide hat eine neue Sehenswürdigkeit, Gottlieb Lambach und seine Söhne haben ihr verdientes Denkmal, und der Verein "Lambach Pumpe Marienheide e.V." hat frisch ausgebildete
Experten für Lambach-Pumpen.
Ein Unwetter am Nachmittag des 20.06.2013 machte einen Teil der Arbeiten zunichte. Erde vom kürzlich erst planierten Hang zur Bundesstraße hin wurde durch extremen Starkregen mitgerissen und
unter der Tür hindurch ins Pumpenhaus gespült, wo sie eine betonartige Schicht auf den Fliesen bildete. Viele Stunden Arbeit waren nötig, um die Schäden zu beseitigen. Aber jetzt wussten wir auch,
warum der Eingang früher so hoch lag. Wir hatten den Boden davor bis zur Kante aufgefüllt, was wir jetzt schleunigst wieder rückgängig machten.
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Das Pumpenhaus aus der Jugendstilzeit, aufwändig restauriert und mit frisch bepflanzter Umlage (Foto: Anke Vetter) |
Vorführung der Lambach-Pumpe im Pumpenhaus (Foto: Anke Vetter) |
Das Pumpenfest am 28. September 2013 |
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Am Samstag, dem 28. September 2013, wurde die Anlage anlässlich eines "Pumpenfestes" der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Fest wurde – nicht zuletzt dank des schönen Wetters – ein großer
Erfolg mit über 300 Besuchern. Schon kurz vor dem offiziellen Beginn um 11:00 Uhr füllten sich der Parkplatz und die beiden Festplätze, und die Stimmung war bestens.
Bürgermeister Uwe Töpfer hielt eine Rede, in der er die Geschichte der Firma Lambach und ihrer Pumpen sowie auch den Werdegang des Vereins Lambach Pumpe Marienheide e.V.
schilderte. Der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Marienheide, Burkhardt Müller, überreichte einen Scheck in Höhe von 2600 Euro, zusätzlich zu den mehr als 6000 Euro, die der Verein bereits
erhalten hat. Karl Oberwinter, der 1. Vorsitzende des Vereins, bedankte sich in einer kurzen, humorigen Rede, und wünschte allen ein fröhliches Fest. Lambach-Urgestein Erich Sossna wurde zum
Ehrenmitglied des Vereins ernannt, so sehr er sich auch sträubte. Er enthüllte eine Tafel am Eingang des Pumpenhauses mit den Firmen und Personen, die durch ihre Arbeiten, Geld- und Sachspenden
das große Projekt ermöglicht haben.
Gegen Mittag hielten die beiden Kirchenvertreter, der evangelische Pfarrer Kai Berger und der katholische Kaplan Jesu Manickam kurze, humorvolle Ansprachen und segneten die Pumpe ein.
Kaplan Manickam erinnerte sich an den Brauch in seiner Heimat in Indien, zum Erntedankfest die in der Landwirtschaft eingesetzten Arbeitstiere und neu angeschaffte Maschinen zu segnen, aber die über
hundert Jahre alte Pumpe sei etwas ganz Neues für ihn.
Für die musikalische Untermalung sorgten der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr und der Werkschor der Firma August Rüggeberg. In einer Tombola wurden durch die beiden stellvertretenden
Bürgermeisterinnen Monika Hüttenmeister und Anke Vetter die Preise gezogen: sechs Bronzeschilder der Firma Lambach. Der Bierstand der Getränkefirma Goller und der Imbissstand vom
"Schlemmerschuppen" wurden gut besucht. Die Kinder hatten einen Riesenspaß in der Hüpfburg.
Auch aus weiter entfernten Orten waren Besucher gekommen, vor allem Lambach-Pumpen-Freunde aus Süddeutschland, die selbst Pumpen restaurierten und vorführten. Karl-Heinz Warzok
hatte sie alle schon besucht und seit mehreren Jahren Erfahrungen mit ihnen ausgetauscht.
Es gab mehrere Beitrittserklärungen zum Verein, und die DVD sowie die Broschüre über die Geschichte der Lambach-Pumpen und des Vereins fanden reißend Absatz. Außerdem wurden auch beträchtliche
Spenden eingenommen.
Bei aller Skepsis wegen der extrem kurzen Zeit zur Vorbereitung der Veranstaltung – u.a. waren noch große Umbauarbeiten zu tätigen und Sicherheitseinrichtungen zu schaffen gewesen – Karl Oberwinter
und alle Beteiligten hatten sich derart ins Zeug gelegt, dass alles Geplante fristgerecht fertig geworden war. Und das Interesse an der genialen Maschine des Marienheider Erfinders Gottlieb
Lambach war über alle Erwartungen groß. So konnte der Verein das Pumpenfest als einen weiteren, schönen Erfolg verbuchen.
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